Igel gefunden: Das ist zu tun | BRIGITTE.de

2022-05-28 02:23:04 By : Mr. David Wang

Bei Igeln handelt es sich um nachtaktive Wildtiere, die sich tagsüber unter Laubhaufen oder Sträuchern verstecken. Normalerweise kommen Igel auch gut in der kalten Jahreszeit allein zurecht. Ihr Rhythmus sieht vor, dass sie sich im Herbst ein Polster anfressen und sich dann einen sicheren Ort für ihren Winterschlaf suchen. Sobald das Nahrungsangebot knapp wird und sich die Tageslichtlänge deutlich reduziert, fällt der Igel in den Winterschlaf. Dieser dauert von Oktober bis in den April hinein an, variiert in seinem Startpunkt aber abhängig vom Geschlecht des Igels und setzt dazu etwas später ein, wenn es sich um ein Jungtier handelt. In klimatisch günstigen Lagen Deutschlands kann die Winterschlafphase etwas kürzer ausfallen. Im Winterschlaf fällt der Stoffwechsel des Igels ab und sein Körper läuft auf "Sparflamme", da er in dieser Zeit eh keine Würmer und Käfer zum Fressen finden würde. In dieser Zeit zehrt der Igel von seinen Fettreserven. Zeigt das Thermometer tage- oder wochenlang Temperaturen im Minusbereich an, ist das für den Igel normalerweise kein Problem: Ein gesunder Igel, der normal genährt ist und im Herbst mit ausreichend Fettreserven in den Winterschlaf startet, kommt in diesem Zustand bis zum Frühling gut über die Runden. Es kann aber vorkommen, dass man während des Winters trotzdem einen aufgeschreckten Igel herumlaufen sieht. Das kann mehrere Gründe haben:

In diesen Situationen braucht der Igel keine Hilfe. Er wird anschließend seinen Winterschlaf fortsetzen. Es gibt allerdings Situationen, in denen ein Igel in Not gerät, wann genau dies der Fall ist, erfahrt ihr jetzt.

Grundsätzlich ist Tagaktivität bei Igeln immer ein Alarmzeichen, da es sich eigentlich um ein Tier handelt, das bei Dämmerung und bei Nacht aktiv ist. Folgende Tiere sind hilfsbedürftig:

Wichtig zu wissen: Igel stehen in Deutschland unter Artenschutz, das heißt, es ist grundsätzlich verboten, sie aus der Natur zu entfernen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten. Je nach Bundesland wird dies mit mindestens vierstelligen Bußgeldern geahndet. Ist ein Igel allerdings hilfsbedürftig, ist es erlaubt, ihn aufzunehmen und gesund zu pflegen. Allerdings gilt: "Die Tiere sind unverzüglich in die Freiheit zu entlassen, sobald sie sich dort selbstständig erhalten können." (§ 45 Abs. 5 BNatSchG)

Wichtig: Auf keinem Fall sollte der Igel frei in der Wohnung herumlaufen können: Hat er sich einmal ungünstig unter einem Schrank oder Ähnlichem ein Versteck gesucht, könnten seine Stacheln verhindern, dass er wieder rückwärts hervorkommen kann.

Igel dürfen nicht einseitig ernährt werden! Sie benötigen eine abwechslungsreiche Ernährung aus fett- und eiweißreichen Zutaten. Als Igelnahrung empfiehlt das Informationsportal pro-igel.de:

Zur Nahrungsaufnahme ist Mischfutter am besten geeignet: Vermischt 1 : 1 Katzenfeuchtfutter mit Ei, Fleisch oder Fisch.

Achtung: Für Igelbabys ist dieses Futter nicht zu empfehlen, sie benötigen Spezialnahrung. In dem Fall Igelbabys warmhalten, sofort eine Igelstation anrufen und anschließend hinbringen.

Das dürfen Igel nicht essen:

Hinweis: Igel-Trockenfutter, welches im Handel erhältlich ist, ist aufgrund seiner schlechten Nährstoffzusammensetzung grundsätzlich nicht für Igel geeignet. Ebenfalls Katzentrockenfutter ist angesichts seines hohen Gehalts an vegetarischen Bestandteilen nicht als Igelnahrung anzuraten. Auch die Zugabe von Haferflocken und Weizenkleie, wie sie in den Anfängen der professionellen Igelpflege empfohlen wurde, schadet den Igeln eher: Der hohe Anteil an Kohlenhydraten wirkt sich negativ auf die Darmflora der Wildtiere aus.

Achtung: Unterernährte Igel könnten einen Kreislaufkollaps erleiden, wenn sie in den ersten Stunden, nachdem sie aufgenommen wurden, zu viel fressen! 

Nachdem ihr dem Igel zu Hause eine Notunterkunft hergerichtet und ihn verpflegt habt, solltet ihr – sobald wie möglich – eine:n Tierarzt:ärztin oder eine Igelstation mit dem Tier anfahren, da Igelbabys und verletzte/geschwächte Igel eine sachgerechte medizinische Versorgung benötigen. Durch eine falsche Pflege könnte das Tier unnötig leiden. Grundsätzlich gilt aber: Der Aufenthalt in menschlicher Umgebung sollte nur für eine kurze Zeit sein. Das primäre Ziel ist es, den Igel schnellstmöglich wieder in die freie Natur zu entlassen. Für den Transport im Auto ist es wichtig sicherzustellen, dass der Igel aus dem Karton nicht ausbrechen kann. Der Karton muss also von innen gepolstert und von außen gesichert sein, sodass er nicht hin und her rutscht. 

Weitere Infos finden sich unter pro-igel.de: Hier ist eine "Checkliste Erste Hilfe" für hilfsbedürftige Igel einsehbar.

Fachliche Beratung: Carsten Schiller, Pro Igel e. V.

Verwendete Quellen: pro-igel.de, igelverein.de, sternenhof.eu, igelzentrum.ch

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